Zunächst möchte ich dir meine Geschichte vom Liebeskummer erzählen, damit du überhaupt nachvollziehen kannst, warum für mich dieses Thema so essentiell ist.

Ich hatte in meinem Leben bisher drei Menschen, mit welchen ich nach meiner Definition eine Beziehung geführt habe. Dabei war meine letzte Beziehung die wohl tiefste, ehrlichste und nahste. Und so wie ich durch sie, mit die schönsten Momente meines Lebens erleben durfte, so hat mir ihr Ende auch die Dimensionen des Schmerzes in der Liebe mehr als deutlich klar gemacht. Liebeskummer hat viele Gesichter und kann unterschiedlich groß sein. Ich kannte ihn auch vorher schon, allerdings bekam er mit dem Ende dieser letzten Beziehung für mich ein völlig neues Gesicht.
Ich war so schockiert, als es plötzlich hieß, dass wir nicht mehr zusammen seien, dass ich es kaum in Worte fassen kann, was damals in mir vorging. Ich hatte so ein tiefes Vertrauen, dass sich all unsere Themen miteinander mit der Zeit regeln würden, dass diese Veränderung für mich wie ein Schlag ins Gesicht war. Ich war zu diesem Zeitpunkt noch nicht bereit, die gemeinsame Reise aufzugeben. Ich wollte mit diesem Menschen noch weitergehen und „noch ein wenig Strecke machen“, bevor ich vielleicht selbst an den Punkt gekommen wäre, einzusehen, dass wir langfristig an etwas Gemeinsamen scheitern würden.
Er kam damals früher als ich an diesen Punkt und warf mich mit dieser Entscheidung völlig aus der Bahn. Ich verstand die Welt nicht mehr. Einen Tag vorher war ich mit diesem Menschen noch kuschelnd eingeschlafen und jetzt schien alles so anders. War alles so anders, obwohl sich doch gefühlstechnisch nichts verändert hatte. Weder bei ihm, wie er mir sagte, noch bei mir.

Bei mir entstand über diesen neuen Umstand eine unfassbare Verwirrung, als es von meinem Partner hieß, wir könnten nun nicht mehr kuscheln, uns küssen oder Sex haben. Natürlich ist das von außen betrachtet mehr als sinnvoll, nach einer Trennung zu lernen, wieder für sich alleine zu stehen und einen gesunden Abstand zueinander zu entwickeln. Nur waren wir beide ja nicht außen, sondern mittendrin! Mein Herz verstand einfach nicht, was verwerflich daran war, sich körperlich nah zu sein, wenn es doch beide wollten?! Stattdessen wurde fein säuberlich alles auseinanderdividiert, was wir bisher geteilt hatten. Ich zog aus dem gemeinsamen Schlafzimmer aus, jeder aß für sich und zu seinen Uhrzeiten, ich rief ihn nicht mehr nach der Arbeit auf dem Nachhauseweg an, um Bescheid zu geben, dass ich gleich zu Hause sein würde usw. Klar, alles super vernünftig, vielleicht sogar richtig, mit Sicherheit vorausschauend durchdacht, aber… so kalt! Abgeklärt und gefühlstot, wie ich es selten erlebt habe. Den Menschen, den ich über die vergangenen Wochen und Monate so nah an mich herangelassen habe, mit dem ich jeden Gedanken geteilt habe, welcher der erste war, mit dem ich morgens sprach und der letzte, zu dem ich abends etwas sagte, wurde mir binnen weniger Stunden und Tage zum fremdesten, undurchsichtigsten und kältesten Menschen, den ich je erlebt habe. Ich verstand die Welt nicht mehr. Plötzlich schien alles andere Gesetze zu haben, als hätte einfach jemand entschieden, die Anziehungskraft der Erde jetzt für beendet zu erklären. In etwa diesen Grundfesten fühlte ich mich erschüttert.
Ich weiß inzwischen, dass diese Trennung neben dem völlig verständlichen Herzschmerz auch viele alte Wunden retraumatisiert hat.[1] Mir geht es hier nicht darum, meinen Ex in ein schlechtes Licht zu stellen oder mich als Unschuldsengel zu verkaufen. Wir haben beide damals das getan, was in unserer Macht stand und was wir für richtig hielten. Wir wussten und konnten es nicht besser.
Zu dieser riesen Verwirrtheit kam das ständige Gefühl zu fallen. Dieses hielt wochenlang an und irgendwann bettelte ich innerlich schier darum, dass doch endlich der große Aufprall kommen sollte, damit dieses nagende Gefühl endlich aufhörte. Tat es auch irgendwann. Allerdings nicht mit einem großen Knall, sondern vielmehr im Stillen. Es bremste sich sozusagen mit der Zeit aus. Eine tiefe Leere kam trotzdem.
Bis heute hängt mir diese Beziehung und die Zeit der Trennung nach. Vieles kann ich bis heute nicht verstehen und tut mir auch nach wie vor noch weh. Dennoch – so abgedroschen das klingen mag – habe ich viel durch diese Zeit über mich gelernt und bin irgendwo – zumindest ein Teil von mir – dankbar für diese Erfahrung. Auch wenn ich damals den Menschen fast ins Gesicht gesprungen wäre, die sagten: „Warte es ab, die Zeit heilt alle Wunden.“, hat dieser Satz tatsächlich einen wahren Kern. Dennoch braucht es in meinen Augen mehr, als nur die Zeit: eigene Fürsorge, Verständnis, Austausch, Reflektion, u.ä. Ich persönlich habe lange gebraucht, mir solche Stützen im Alltag zu erlauben und musste an der einen oder anderen Stelle schmerzlich feststellen, dass ein solches Unterstützungsangebot nicht so ohne weiteres und automatisch da ist.
Diese Tatsache möchte ich an dieser Stelle verändern. Ich möchte dir mit dieser Rubrik eine Möglichkeit des Andockens schaffen, welche du jederzeit aufsuchen kannst, wenn sonst niemand da ist und du nicht weiterweißt. Gerne kannst du dich darüber hinaus auch persönlich bei mir melden!

Wie es konkret aussehen kann, Räume zu kreieren, in welchem unser Liebeskummer ganz da sein darf, was es braucht, um mit einer solchen Sache wirklich friedlich abzuschließen und welches Menschenbild und welche Haltung da für mich entscheidend ist, erfährst du hier und in weiteren Artikeln deines Werkzeugkoffers.
Darüber hinaus beschäftigen wir uns mit der Frage, warum wir in unserer Gesellschaft viel zu wenig über Themen wie Liebeskummer, Single-Sein und sich einsam fühlen reden und warum Liebeskummer tatsächlich auch richtig wertvoll und wichtig sein kann – all das erfährst du hier in den nächsten Wochen und Artikeln!
Ich freue mich darauf, an deiner Seite durch diese schwere Zeit zu gehen, denn eins ist klar: mit dem Thema Liebeskummer bist du nicht alleine!
References
↑1 | Falls du das Gefühl hast, dass es dir ähnlich geht, dann zögere nicht, dir Hilfe zu suchen! Denk dran: Du musst es nicht alleine schaffen! |
---|