Der Unterschied zwischen Sympathie und Emptahie

Sympathie und Empathie klingen zwar sehr gleich, meinen allerdings sehr unterschiedliche Dinge. Wie wichtig es ist, diesen Unterschied zu kennen, und dass wir das eine lernen können, das andere jedoch oft unbewusst passiert, erfahrt ihr in diesem Artikel.

Sympathie

Ob wir Menschen sympathisch finden oder nicht, entscheiden wir nicht bewusst. In rund 15 Millisekunden bewertet unser Gehirn unser Gegenüber und spricht ihr:ihm daraufhin Sympathie oder Antipathie (Abneigung) zu. Dafür werden verschiedene Kriterien genutzt, wie die Attraktivität der Person oder auch die Assoziation mit etwas Positivem bzw. Negativem.

Sympathie besteht dann, wenn wir unserem Gegenüber positive Gefühle entgegenbringen und dementsprechend etwas Positives mit ihr assoziieren. Das können gemeinsame Erlebnisse sein, aber auch Erinnerungen und Assoziationen aus unserer eigenen Vergangenheit, die mit dem Gegenüber selbst gar nichts zu tun haben müssen. So sind uns Menschen vielleicht sympathischer, die uns an unsere Großeltern erinnern – und andere wiederum unsympathischer, wenn die Ähnlichkeit zu früheren Lehrpersonen zu stark ist, mit denen wir immer Stress hatten.

Auch spielt die Vertrautheit im Allgemeinen eine Rolle bei der Bildung von Sympathie. Also nicht nur der erste Eindruck zählt, sondern auch die Häufigkeit und Dauer, die ich eine Person sehe bzw. kenne, spielt in mein Sympathieempfinden mit rein. Dieser sogenannte Mere-Exposure-Effekt (Bloßes Ausgesetzt-Sein) lässt uns eine positivere Einstellung gegenüber Dingen und Menschen haben, die wir häufiger sehen – einfach weil sie uns vertraut sind. Dafür braucht es keinerlei nähere Interaktion! Unser Gehirn mag es nämlich, vertraute Dinge wahrzunehmen, da dies weniger Verarbeitungsleistung von ihm verlangt. Neue Dinge oder Menschen kennen zu lernen bedeutet für das Gehirn immer Arbeit, weil neue neuronale Verknüpfungen entstehen müssen. Zum Gesicht kommt ein Name dazu, Hobbys, Meinungen, Lebensumstände, welche sich alle möglichst gemerkt werden sollen – zumindest, wenn man die Person näher und langfristiger kennenlernen will. Ähnlich verhält es sich mit jeglichen neuen Erfahrungen, die unser Gehirn macht.

Da ist es einfach angenehm, manchmal auf Vertrautes und bereits Vorhandenes zurückgreifen zu können – und zack ist es uns sympathischer. Zumindest wenn zu dem Vertrauten bereits eine Grundsympathie besteht.

Doch was genau ist jetzt Empathie und wo liegt der Unterschied?

Auch wenn Menschen, die als empathisch gelten auf andere auch sympathischer wirken, sind Empathie und Sympathie nicht dasselbe! Sympathie ist ein positives Gefühl anderen Menschen gegenüber, während Empathie eine Fähigkeit ist, in welcher nicht alle Menschen gleich aufgestellt/gut sind. Unterschieden wird zwischen der „authentischen Empathie“ und der „funktionalen Empathie“. Bei der „authentischen Empathie“ fühle ich mich wie mein Gegenüber. Die Emotion ist praktisch auf mich übergegangen. Die „funktionale Empathie“ ist mehr ein kognitives Sich-Hineinversetzen in den:die andere. Ich kann logisch nachvollziehen, dass sich mein Gegenüber so fühlt. Ich kann  Empathie also durchaus aktiv steuern. Ein Stück weit ist Empathie-haben also eine Entscheidungsfrage. Ich kann mich dazu entscheiden, mich in die andere Person hineinzuversetzen. Deshalb muss ich sie noch lange nicht verstehen. Wo da genau der Unterschied besteht, wird weiter unten noch beschrieben.

Beiden Formen der Empathie gemein, ist, dass ich mich in die andere Person einfühlen und so in sie hineinversetzen kann. Dabei fällt das Empathie-Empfinden leichter, wenn ich tatsächlich schon selbst in einer ähnlichen Situation war. Ich kann die Trauer nach einer Trennung beispielsweise sehr viel mehr nachvollziehen, wenn ich eine solche schon selbst erlebt habe. Ist dies nicht der Fall, kann ich mich vielleicht in Form funktionaler Empathie einfühlen, aber nicht unbedingt authentische Empathie empfinden.

Ebenfalls ist es hilfreich, wenn ich eine enge Beziehung zur anderen Person habe. Auch hier spielt Sympathie also eine Rolle. Je näher mir eine Person ist, desto leichter fällt es mir, mich in ihre Gefühlswelt einzufühlen. Dennoch kann ich auch Empathie gegenüber völlig fremden Personen haben und entwickeln. Wie leicht mir das fällt, hängt wie gesagt von der Stärke meiner Empathiefähigkeit ab.

Neuronale Voraussetzungen für das Empathie-Empfinden?

Der kleine Tod fürs Ego

Sich in andere Hineinzuversetzen bedeutet – besonders in emotionalen Situationen, wo man selbst involviert ist – manchmal ein kleiner Ego-Tod. Denn die eigenen Gefühle und Bedürfnisse hinten anzustellen und sich ganz auf das Gegenüber einzulassen und dessen Gefühlen und Bedürfnissen den Vortritt zu lassen, ist nicht immer leicht. Dennoch lohnt es sich, diesen Schritt mal zu wagen und zu schauen, was auf der anderen Seite auf einen wartet. Indem ich mit den Augen eines liebevollen Elternteils oder guten Freund:in auf das Gegenüber schaue, sorge ich für (neue) Verbindung. Zudem ist mein Gegenüber sicher bereiter, auch mich und meine Gefühle und Bedürfnisse zu sehen, wenn sie:er sich von mir ernst genommen und gesehen fühlt. Dabei ist weniger oft mehr. Wirklich still zuzuhören, das Gegenüber ohne Unterbrechung sprechen zu lassen und das Gesagte zunächst unkommentiert so stehen zu lassen, wären beispielsweise erste Schritte.

Empathie kann man lernen

Auch wenn wir Menschen in unserer Grundausrüstung in Bezug auf Empathie unterschiedlich aufgestellt sind, können wir dennoch üben, uns schneller und leichter in andere Menschen hineinzuversetzen und damit ein Stück weit empathischer zu werden. Das hilft uns auch in unseren Beziehungen. Denn dann ist unser Gegenüber vermutlich auch kein Buch mit sieben Siegeln mehr, sondern wird zu einem greifbaren Menschen mit Gefühlen, Emotionen, Ansichten und Haltungen.

Da ein:e Meister:in selten vom Himmel fällt, ist auch hier viel Übung gefragt. Wie diese konkret aussehen kann, erfährst du in weiteren Artikeln zum Thema Zuhören.

Verständnis ≠ Einverständnis

Wichtig ist an der Stelle, zu verstehen, dass nur weil ich mein Gegenüber besser verstehe, ich deshalb noch lange kein Verständnis haben muss! Mich in andere Menschen hineinzuversetzen, ersetzt nicht meine eigene Haltung oder Einstellung zu einer Situation oder einem Konflikt. Ich kann dich spüren und fühlen und gleichzeitig darf ich anders fühlen und mich anders spüren. Verständnis ist nicht gleich Einverständnis! An dieser Stelle geht es um das Aushalten von Gleichzeitigkeit verschiedener Ansichten zu einem Thema und Konflikt. Ich kann Verständnis haben und gleichzeitig anderer Meinung/Ansicht sein.

Doch wenn ich dich verstehe, steigt die Chance – und vielleicht auch meine Bereitschaft – gemeinsam eine Lösung zu finden, in welcher sich beide gesehen und gehört fühlen. Dafür muss eine Person den Anfang machen. Wie wäre es mit dir?!

Wie das gehen kann, erfährst du in den nächsten Artikeln rund um das Thema des (empathischen) Zuhörens. Viel Spaß beim Entdecken anderer Lebensrealitäten und der damit einhergehenden Vertiefung deiner Beziehungen!

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