Auf ein Neues – ein erneuter Startversuch und warum es immer wieder scheitert

Ein neuer Anfang

Passend zu meinem erneuten Startversuch, E.W.E.S. ins Rollen zu bekommen, habe ich heute Morgen an einer Umfrage über studentische Gründungen teilgenommen und mich gefragt, was eigentlich mein Problem ist, hier weiterzumachen. Die Welt scheint doch interessiert zu sein an neuen Innovationen und jungen Menschen mit kreativen Ideen und dem entsprechenden Feuer, diese in die Welt zu tragen. Schließlich gibt es sogar etliche Förderungen für die Gründungen junger Menschen. Worauf warte ich also?!. Es ist Ende Mai 2023, mein letzter Upload über 11 Monate her und ich frage mich, wie es dazu erneut kommen konnte.

Was lässt mich immer wieder zweifeln, dass meine Arbeit sinnvoll ist und einen Mehrwert für Menschen bietet? Warum traue ich mir nicht zu, dass das, was ich mache, gut ist? Jede*r hat doch mal klein angefangen. Und natürlich werde ich in ein paar Jahren zurückblicken und denken: „Puh, so ein Titelbild würde ich so nicht mehr wählen“ oder „Naja, den Satz hätte man auch weniger holprig und hochtrabend formulieren können“. Natürlich wird sich mein Stil verändern, ich werde meine Art des Arbeitens erst noch entdecken und mich in meiner Selbstständigkeit noch einrichten müssen. Aber dafür muss ich halt anfangen – und das tue ich einfach nicht. Zumindest nicht konsequent genug.

Wie Zweifel das Weitermachen ausbremsen

Woher rühren diese Zweifel? Was füttert sie immer wieder? Und was verhindert es, einfach anzufangen? Nun ich denke, es sind mehrere Ebenen, die da bei mir wirken:

Ebene 1: Selbstzweifel

Jetzt mal ganz im Ernst: Ich bin 25 und regelmäßig, wenn nicht dauerhaft, mit meinem Leben überfordert. Was kann ich anderen schon erzählen? Wie unauthentisch kann man sich eigentlich präsentieren?! Die Zweifel am eigenen Können lähmen mich immer wieder so sehr, dass ich innerlich wochenlang die Decke über den Kopf ziehe und so tue, als gäbe es diese ganze Idee und die Plattform gar nicht. Sehr erwachsenes Verhalten!

Dabei bin ich natürlich mehr als das. Ich habe mein Leben zwar nicht 100% im Griff, aber wer hat das schon? Dafür habe ich viele Erfahrungen im Bereich der Persönlichkeitsentwicklung machen dürfen, habe etliche Seminare in die Richtung besucht und hatte das Glück, in einem sehr reflektierten Elternhaus aufzuwachsen, in welchem versucht wurde, mit Schicksalsschlägen möglichst konstruktiv umzugehen. Zudem habe ich ja gar nicht den Anspruch, den Menschen zu sagen, wie es richtig geht, sondern viel mehr zu beschreiben, was mir hilft, mit gewissen Dingen umzugehen und meine Fragen (und möglicherweise Antworten) mit der Welt zu teilen, damit die Separation aufhört und ein gemeinsames Forschen beginnen kann. Forschen ist ein Prozess und bedeutet immer Veränderung und Anpassung. Ich habe die Weisheit nicht mit Löffeln gefressen, sondern habe viel mehr Ideen und Impulse, die ich gerne teilen würde. Für mich geht es um Vernetzung und Verbindung, Austausch und gegenseitige Unterstützung. Dafür soll E.W.E.S. stehen. Es gibt kein Rezept für das Leben, lediglich Zutaten aus denen wir – mal mehr mal weniger – aussuchen können, um dieses zu gestalten. Und E.W.E.S. soll ein Übersichtsregal für diese Zutaten darstellen, ohne Anspruch auf Vollständigkeit oder „Richtigkeit“. Eigentlich gibt es also gar keine Ausrede, nicht sofort anzufangen! Allerdings gibt es da noch andere Ebenen, schließlich bewege ich mich nicht im luftleeren Raum

Ebene 2: Methodische Überforderung

Diese Ebene erweist sich als etwas komplexer als die Vorherige. Auf der einen Seite fehlen mir gefühlt etliche Methoden, um überhaupt zu wissen, wie sich eine solche Sache genau aufziehen lässt. Ich habe nämlich keine Ahnung von Marketing, Redaktionsplänen, Upload-frequenzen und Kund*innengenerierung. Wie soll ich also anfangen, wenn ich von all dem keinen Plan habe? Wie bekomme ich da einen Fuß auf den Boden, um überhaupt mal irgendwo Licht ins Dunkel zu kriegen und ein Standing zu entwickeln?

Gleichzeitig habe ich innerlich so viele Themen und Ideen, dass ich platzen könnte. „Innovationsstau“ nennt Veith Lindau dieses Phänomen und das beschreibt diesen Zustand sehr gut. Würde ich allen Ideen gleichzeitig nachgehen wollen, würde es mich in tausend Stücke zerreißen. Wohl nicht der sinnvollste Plan. Wo aber anfangen? Was priorisieren? Nach welchen Kriterien auswählen? Fragen über Fragen…

Ebene 3: Gesellschaftliche Endstation

Wenn man den Medien Glauben schenkt und sich dem negativen Nachrichtenstrom hingibt, welcher im Sekundentakt neue unheilschwangeren News in die Welt spuckt, dann steht der dritte Weltkrieg unmittelbar bevor, ist die Klimakrise nicht mehr einzudämmen, die Politik viel zu veraltet und die Technik zu schnell. Spätestens seit ChatGPT auf dem Markt ist, frage ich mich, für wen ich mir die Mühe machen soll, wenn eine KI in wenigen Sekunden ähnliches ausspucken kann, wofür ich mehrere Tage brauche? Insgesamt wird alles extremer, die Gesellschaft ist gespalten und das Kind in seiner Gesamtheit schon längst in den Brunnen gefallen. Fünf vor zwölf war vielleicht mal, aber auch die Zeit ist längst abgelaufen. Wozu dann noch kämpfen? Für was sich einsetzen und aufstehen, wenn es sowieso schon zu spät ist? Was bringen einem Ideale, wenn die Windmühlen dieser Welt sich in eine andere Richtung zu drehen scheinen?

Die Welt geht unter – danke für die Erinnerung!

Ihr denkt euch jetzt sicher, warum schreibt sie das alles? Will sie uns jetzt zusätzlich runterziehen? Danke dafür! Nein, das will ich nicht. Ich will die Gedanken mitteilen, weil ich davon überzeugt bin, dass ich nicht die einzige bin, der es aktuell so geht. Weil die Zukunftsaussichten unserer Generation nun mal verdammt mies sind, wenn wir uns auf die negativen Meldungen in dieser Welt konzentrieren! Aber ist diese Perspektive die einzige?

Mit dem Widerstand durch den Widerstand

Seit Wochen will ich wieder mit dem Schreiben und Hochladen anfangen, will diese Plattform mit Leben füllen, aber wie soll das gehen, wenn ich am Leben als solches gerade so viele Zweifel habe? Ich dachte mir, anstatt gegen diesen Widerstand anzuarbeiten, nutze ich ihn, um ihn als Aufhänger für einen neuen Artikel zu nehmen. Denn Widerstände zu erleben, kennen wir alle. Bei euch sind es vielleicht andere Themenschwerpunkte – oder auch nicht – aber einen konstruktiven Umgang mit Widerständen zu entwickeln, ist vielleicht der Anfang, den es braucht, um wieder ins Handeln zu kommen. Ein erster möglicher Schritt aus der alles umfassenden Ohnmacht der heutigen Zeit, die sich so verführerisch fest um den eigenen Körper wickeln kann. Ist ja auch nicht immer schlecht. Wenn ich scheinbar nichts machen kann, habe ich auch keine Verantwortung. Klingt verlockend. Aber wollen wir es uns so leicht machen?

Also ich nicht! Ich verfolge mit E.W.E.S. einen Traum und indem ich mich in meinen Zweifeln dazu ernst nehme und anerkenne, dass sie da sind, habe ich wieder erste kleine Gestaltungsmöglichkeiten, mit diesen umzugehen. Ich würde mich freuen, wenn ihr mich auf diesem Weg begleitet und wir gemeinsam einen Weg aus dem Labyrinth der Zweifel, Ohnmacht und Widerstände finden. Denn wir sind mehr als das und auch die Welt ist mehr als wir oft von ihr hören! In diesem Sinne: Lasst uns auf diese Zwischentöne hören und sie verstärken. Ich fange mit diesem Text an 😊.